24. Juli - 16. Oktober 2022

Parallel 2022 – PARALLELPROZESS

Jan Kolata // Paul Schwer

Parallel 2022 – PARALLELPROZESS

INFORMATIONEN

Ausstellungsort

LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Panorama Galerie und Kabinett im kleinen Schloss

öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr,
montags geschlossen

Der Eintritt ist frei.

Bitte beachten Sie die Maßnahmen zum Infektionsschutz in der LUDWIGGALERIE.

Adresse

LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen

Ausstellungseröffnung

Sonntag, 24. Juli um 12 Uhr

Die Künstler werden anwesend sein.

Der Kunstverein Oberhausen stellt in seiner Projektreihe PARALLEL in der Panoramagalerie und im Kabinett JAN KOLATA und PAUL SCHWER mit der Ausstellung PARALLELPROZESS vor.

Der technologische Fortschritt hat auch den Künstler*innen neue Gestaltungsmittel an die Hand gegeben und längst haben elektronisch-digitale Medien ihren selbstverständlichen Platz in Ausstellungen und Museumspräsentationen gefunden. Das heißt im Rückschluss aber keineswegs, dass etablierte, über Jahrhunderte, ja, Jahrtausende erprobte Gattungen der Kunst zwingend an Bedeutung verlieren müssen – vorausgesetzt sie bewahren sich ihre Innovations- und Ausdruckskraft. Das gilt im Grundsatz auch für die ehemalige ‚Königsdisziplin‘ der bildenden Kunst, die Malerei, die sich, bedingt auch durch den Konkurrenzdruck der neuen Medien, als enorm wandlungsfähig erwiesen hat. Diese Vitalität, die sich nicht zuletzt aus der variantenreichen Befragung ihrer eigenen Ausdrucksmöglichkeiten speist, dokumentiert sich auch in der Ausstellung des Kunstvereins Oberhausen, die zwei durchaus konträre künstlerische Positionen zusammenführt.

Auf der einen Seite steht der 1949 in Immenstadt geborene Jan Kolata, der in den 1970er Jahren bei Erich Reusch an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat. Im Gegensatz zu seinem Lehrer, der den traditionellen Skulpturbegriff zu Gunsten einer umfassenden Raumaktivierung aufgibt, bleibt der Maler Jan Kolata, trotz des panoramatischen und damit raumbezogenen Großgemäldes das er in Oberhausen zeigt, ein Bild-Künstler, der die malerische Vielfalt seiner Werke aus der Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Bildfläche entwickelt. In einem ersten Gestaltungsschritt wird stark verdünnte Acrylfarbe auf die auf dem Boden liegende Leinwand gegossen. Danach wird sie mit Hilfe von Bürsten und Besen verteilt und aus einem Wechselspiel von kontrollierendem Handeln und akzeptierten Zufall entsteht schließlich das fertige Bild. Niemals statisch oder fixiert changieren die sowohl klein- als auch großformatigen Werke dabei zwischen Fläche und Tiefe, formaler Verfestigung und Verflüssigung, Abstraktion und einem ebenso weitläufigen wie elementaren Naturbezug. In allen Fällen sieht sich der Betrachter aber in Kolatas Gemälden mit einem hoch komplexen visuellen Angebot konfrontiert, dessen Erscheinungsort nichtsdestotrotz das präzis definierte Rechteck des Tafelbilds ist.

Dies unterscheidet Kolatas malerisches Konzept nun prinzipiell von dem Paul Schwers, der in Oberhausen durch transluzide Bildwerke und plastische Arbeiten vertreten ist. 1951 in Hornberg, Schwarzwald, geboren studiert auch Schwer an der Düsseldorfer Kunstakademie, ebenso wie Kolata bei einem Bildhauer, bei Erwin Heerich. Er beginnt gleichwohl als Maler, dessen Interesse für Licht und Raum ihn aber bald den Ausstieg aus den engen Grenzen des Bildes suchen lässt. Ab den 1990er Jahren praktiziert er eine Malerei ‚mit erweiterten Mitteln‘, die aus farbigen Folien, bedrucktem bzw. durch Hitze deformiertem Plexiglas, Kabelsträngen und handelsüblichen Neonröhren dreidimensionale Objekte gestaltet. Auf diese Weise erreicht Schwer, wie Stephan Berg formuliert, eine Durchdringung von ‚Bildraum und Realraum‘, die aber nicht nur formale Qualitäten besitzt. Denn die mit collagierten Fotomotiven aus verschiedensten Weltgegenden bedruckten Oberflächen seiner Arbeiten öffnen den Blick auf Räume, die jenseits des unmittelbar Gegebenen liegen.

Von daher bietet die Oberhausener Ausstellung eine wahre Entdeckungsreise für das Sehen an. Das Auge mag sowohl den Reichtum der konkreten Erscheinungen erkunden, als sich auch zu einem schweifenden, assoziationsgesättigten Schauen verführen lassen. Was wäre von Malerei mehr zu erwarten?

Text von Prof. Dr. Christoph Schreier